AUF DEN SPUREN DER MITTELDEUTSCHEN MÄRZKÄMPFE 1921

Audiostationen für eine Fahrradtour von Leuna nach Merseburg

Im März 1921 kam es im mitteldeutschen Gebiet zu einem kommunistischen Aufstand. Ausschlaggebend dafür waren mehrere Faktoren: Die allgemeine Notlage nach dem Krieg; sich verschärfende Klassengegensätze, eine regional starke Arbeiterbewegung und immer wieder aufflammende Streiks; ein groß angelegter Polizeieinsatz zur Befriedung einer sozialen Konfliktlage; eine KPD, die auf ihren Offensivkurs zusteuerte; eine linkskommunistische KAPD, die auf revolutionären Aktionismus setzte; Max Hölz und Karl Plättner, die als soziale Rebellen die Gegend unsicher machten. Doch der Aufstand mündete in eine große Niederlage.

Im Umfeld von Halle (Saale) gibt es einige Gedenksteine für die Gefallenen von 1921, die jedoch oft versteckt und vergessen sind. Am 14. August 2021 veranstalteten Bernd Langer und Lukas Holfeld eine Fahrradtour von Merseburg nach Leuna. Unterwegs wurden Gedenkstationen besichtigt und Hintergründe erläutert. Die hier zur Verfügung gestellten Aufnahmen vom August 2021 sollen als Audio-Guide dienen, um die von uns entwickelte Fahrradtour eigenständig durchführen zu können.

Die Fahrradtour mit ihren einzelnen Stationen ist untenstehend ausführlich beschrieben - die GPS-Koordinaten sind in der Beschreibung der einzelnen Stationen vermerkt. Eine digitale Karte der Fahrradtour ist derzeit in Vorbereitung. Alle Hörstationen können [hier] als Zip-Paket heruntergeladen werden.

Die Fahrradtour beginnt am Hauptbahnhof in Merseburg, der von Halle aus mit dem Zug leicht zu erreichen ist. Für geübte Fahrradfahrer:innen ist die Tour nicht besonders anspruchsvoll - durchschnittliche Fahrer:innen können in etwa 3-4 Stunden einplanen. Die Strecke ist insgesamt jedoch nicht unbedingt gut für Rennräder geeignet (zwischendurch: Pflasterstein und ein paar Unwegsamkeiten). Am Ende besteht die Möglichkeit, die Tour um eine weitere Station zu verlängern und den Rückweg von Merseburg nach Halle mit dem Fahrrad zu bestreiten. Es empfiehlt sich, Kopfhörer oder eine Bluetooth-Box mitzunehmen, um in den besten Hörgenuss zu kommen.

1. Station: Hauptbahnhof Merseburg

Im Merseburger Hauptbahnhof nutzen wir den Ausgang in Richtung Zentrum. Auf dem Bahnhofsplatz rechts vom Merseburger Hauptbahnhof, gegenüber vom Busbahnhof, befindet sich eine obelisk-artige Säule, die an die Entstehung der preußischen Provinz Sachsen erinnert. Hier beginnt die Fahrradtour mit einer Erinnerung an den historischen Hintergrund, vor dem sich die Novemberrevolution 1918 und die Unruhen in den darauffolgenden Jahren vollzogen.

     GPS: 51.3563297, 11.9921662

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Überquert man die Parkanlage des Bahnhofsplatzes weiter in Richtung Zentrum befindet sich an der Hauswand des ersten Gebäudes der König-Heinrich-Straße (links von der Café-Bar "Al Capone") eine Gedenktafel an im März 1919 gefallene Jungarbeiter. Hier lassen sich die Ereignisse im Folgejahr der Novemberrevolution nachvollziehen.

     GPS: 51.3558557, 11.9922175

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2. Station: Stadtfriedhof

Wir fahren nun weiter in Richtung Zentrum die König-Heinrich-Straße entlang, passieren den Kreisverkehr, lassen den vorderen Gotthardteich rechts liegen, fahren weiter auf der Weißenfelser Straße und passieren die große Kreuzung. Nach der Überquerung der Kreuzung wechseln wir auf die linke Straßenseite und sehen von hier bereits die Steinmauer des Stadtfriedhofs "St. Maximi". Der Friedhof ist in mehrere Abschnitte eingeteilt. Vom großen Haupttor aus durchqueren wir geradewegs den ersten Abschnitt. Im zweiten Friedhofsabschnitt ist direkt linker Hand ein großer Gedenkstein für die Gefallenen von 1920 zu sehen.

     GPS: 51.3490386, 11.9974076

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3. Station: Rössen

Wir durchqueren den Friedhof in südlicher Richtung. Der dortige Ausgang führt uns in die Freiligrathstraße, in die wir links abbiegen, um dann gleich wieder rechts in die Leunaer Straße abzubiegen. Linker Hand von uns fließt - noch verdeckt durch Bäume - bereits die Saale. Der Eingang zum Saaleradweg, an dem wir uns von jetzt an orientieren, verbirgt sich bei einem kleinen Parkplatz vor dem grünen Hochaus. Wir fahren den Saaleradweg in Richtung Leuna.

Die erste Ortschaft, die wir auf dem Saaleradweg durchkreuzen, ist Rössen. Dem Radweg auf der Brückenstraße folgend stoßen wir linkerhand auf ein rondell-artiges Kriegerdenkmal und eine Dorfkirche. Wir widmen uns zuerst dem Kriegerdenkmal.

     GPS: 51.3310489, 12.0196089

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Direkt links neben dem Kriegerdenkmal befindet sich die Dorfkirche von Rössen. Auf dem kleinen Friedhof befindet sich auch ein unscheinbarer Gedenkstein, der an Gefallene der Märzkämpfe erinnert - errichtet in den 1920er Jahren vom Ortsverband der KPD.

     GPS: 51.3311762, 12.0190705

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In der Dorfkirche Rössen befindet sich übrigens eine Ausstellung über die "Gartenstadt Leuna". Hier erfährt man etwas über den historischen Kontext der Besiedlung Leunas rund um die Industriewerke.

4. Station: Das Werkstor von Leuna

Wir verlassen nun vorerst den Saaleradweg und folgen stattdessen der Brückenstraße, die gleich auf die große Hauptstraße - die Friedrich-Ebert-Straße - führt. Hier fahren wir nach links in Richtung des Leuna-Werks: die Friedrich-Ebertstraße wird zur Merseburger Straße. Auf der nächsten größeren Kreuzung biegen wir nach rechts in die Walter-Bauer-Straße ein und behalten den Namen der Straße schon einmal im Hinterkopf. Nach der dritten Kreuzung biegen wir leicht rechts in die Rudolf-Breitscheid-Straße ein - diese führt uns direkt vor das Haupttor von Leuna. Der Platz unmittelbar vor dem Werkstor kann betreten werden.

     GPS: 51.3244629, 12.0108860

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5. Station: Dorfkirche Göhlitzsch

Wir fahren die Walter-Bauer-Straße zurück zur Hauptstraße, überqueren dort die große Kreuzung geradeaus auf die Carl-von-Linde-Straße. An deren Ende befindet sich eine kleine Parkanlage. Von dieser Parkanlage aus schlängeln wir uns zurück an die Saale auf den Saaleradweg - achtet auf das Schild Schiffsanlagen. Zurück auf dem Saaleradweg fahren wir weiter nach rechts, in der Richtung, die wir auch bisher gefahren sind. Dem Saaleradweg folgend durchkreuzen wir irgendwann die kleine Siedlung Göhlitzsch und kommen direkt auf eine kleine Kirche ohne Dach zu. Auf dem Friedhof dieser Kirche befindet sich ein weiterer Grabstein für Märzgefallene.

     GPS: 51.3223801, 12.0342893

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6. Station: Gedenkstein Kröllwitz

Wir folgen weiter dem Saaleradweg ortsauswärts. Er führt uns auf der Magdeburger Straße, die dann zur Dürrenberger Straße wird, ein Stück weit neben der Landstraße entlang, die uns dann zur Siedlung Kröllwitz führt. Hier ist die Gedenkstätte der Märzgefallenen ausgeschildert, die links neben der Landstraße liegt. Ein Feldweg, der Weg der Märzgefallenen, führt uns zu einem Gedenkstein, der früher Teil einer größeren Gedenkanlage gewesen ist. Der Stein ist von einem kleinen Holzzaun umsäumt.

     GPS: 51.3156605, 12.0358876

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Der hauptsächliche inhaltliche Teil der Fahrradtour ist mit dem Besuch des Gedenksteins abgeschlossen. Um einen Eindruck von der Dimension der Leuna-Werke zu erhalten, kann man rückzu einen kleinen Umweg nehmen: Wir fahren zurück zur Landstraße, auf die wir nach links einbiegen. Die Landstraße nimmt kurz darauf eine Rechtskurve - an dieser Stelle verlassen wir den Saaleradweg und folgen stattdessen der Landstraße. Wenn die Landstraße dann eine Linksbiegung nimmt, fahren wir jedoch gerade aus, den Sperrgauer Weg entlang, mit dem wir die Straßenbahnschienen überqueren. Wir biegen die Pflasterstraße bei der nächsten Möglichkeit rechts ab und folgen dem Weg, uns links haltend, der uns mit einer leichten Steigung direkt auf das Leunawerk zuführt. Direkt vor dem Leunawerk biegen wir rechts in die Sperrgauer Straße ab, der wir, am Leunawerk entlang, folgen. Hier können wir tief einatmen und die besonderen Gerüche der chemischen Industrie genießen. Die Sperrgauer Straße führt uns irgendwann zum Haupttor der Leunawerke zurück. Hier befinden wir uns wieder in bekanntem Gefilde und können den Rückweg zum Hauptbahnhof von Merseburg antreten.

7. Station: Friedhof Ammendorf (optional)

Vom Hauptbahnhof Merseburg lässt sich entweder der Rückweg mit dem Zug zurück nach Halle antreten. Wer die Tour um eine Station verlängern möchte, kann mit dem Fahrrad über Schkopau nach Ammendorf fahren, das am Rand des Stadtbezirks Halle Süd gelegen ist. Auch manche Züge halten auf dem Weg nach Halle in Ammendorf. In Ammendorf liegt in der Georgi-Dimitroff-Straße ein kleiner Friedhof. Hier findet sich eine Gedenkanlage, die an die Kämpfe in den Jahren 1920 und 1921 erinnert. Diejenigen, deren Beine schon müde sind, können sich die letzte Hörstation im Zug oder zu Hause anhören.

     GPS: 51.429165, 11.979048

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Zum Geleit

Anfang 2023 hat das Bildungskollektiv das Buch "Im Glauben an die Weltrevolution. Die Märzrevolte 1921" von Bernd Langer veröffentlicht. Dort könnt ihr die Geschichte der Mitteldeutschen Märzkämpfe ausführlicher nachlesen. Neben zahlreichen Abbildungen findet sich im Buch auch eine kleine Karte des gesamten Aufstandsgebiets. Die Broschüre kann beim Bildungskollektiv unter biko[at]arranca[punkt]de bestellt werden.

Ein ausführliches Radiogespräch zu den Märzkämpfen mit Bernd Langer und Patrick Wagner kann [hier] angehört werden - ein ausführliches Radiofeature zum Thema findet sich [hier].